Wie es weiterging

Ab diesem Zeitpunkt, d.h. zirka Mitte 1970, nahm die Entwicklung mit gigantischen Schritten zu, die weiteren Verbesserungen der Werkzeugmaschine, der numerischen Steuerung, des Generators und der Programmierung gingen nun separate Wege. Es wurde auch die erste Firmen-Interne Programmier-Abteilung eröffnet, in welcher T.D. anschließend beschäftigt war. In dieser Zusammenfassung werden wir uns hauptsächlich mit der Programmierung befassen, da dies nun zur Hauptaufgabe des Verfassers wurde.

Die ersten Programmierkurse

Die ersten Programmierkurse wurden mehrsprachig durchgeführt, in einem Konferenzsaal mit noch sehr einfachen Hilfsmitteln. Der Lehrer verfügte dabei über einen Hellraum-Projektor, der von einer anderen Abteilung zu diesem Zweck ausgeliehen werden musste, und über eine Wandtafel, auf welcher wichtige, und während längerer Zeit wichtige Dinge festgehalten wurden.

Die Schüler selber kamen aus allen möglichen Bereichen der Kundenfirmen: Firmeninhaber mit und ohne technischen Kenntnissen, Konstrukteure, Arbeits-Vorbereiter und Maschinenbediener. Dies bedeutete natürlich, dass die Voraussetzungen bei allen ziemlich unterschiedlich waren. Bei den einen bestanden Kenntnisse über Geometrie, Quadratwurzel-Ziehen und Trigonometrie, bei anderen mussten fast noch die Grundrechenarten in Erinnerung gerufen werden.

Als Hilfsmittel standen einige Trigonometrie-Tafeln zur Verfügung, die bei Bedarf von Pult zu Pult weitergereicht wurden. Die Lochstreifen selber wurden noch im AGIECODE auf den einfachen Stanzern mit 8 Tasten hergestellt, natürlich mit vielen Korrektur-Lochungen und zukleben falsch gestanzter Lochungen.

HP-35

Der HP-35
Details...

Im Laufe dieser Zeit kam dann der erste Taschenrechner auf den Markt, mit welchem man, kaum zu glauben, mit einem einzigen Tastendruck einen Logarithmus, eine Quadratwurzel und jede trigonometrische Funktion erscheinen lassen und zur weiteren Berechnung verwenden konnte. Dies natürlich mit einer sehr hohen Anzahl Dezimalstellen, mehr als man mit den fleißigsten Interpolationen und besten Trigonometrie-Tafeln erreichen konnte. Es handelte sich hierbei um den von Hewlett-Packard entwickelten HP-35, 35 wegen der Anzahl Tasten die auf dem Bedienungsfeld zur Verfügung standen. Es handelte sich hier um eine wahrhaftige Revolution bei der Entwicklung der Taschenrechner und weitere Hersteller mühten sich, damit Schritt zu halten.

Dieser kleine Rechner stellte eine kleine Investition dar, er kostete zu der Zeit immerhin über US$ 365.-- auf dem Amerikanischen Markt, in Europa noch einiges mehr! Aus diesem Grund wurde am Anfang auch nur ein einziger Rechner angeschafft, der an einem Ort aufgestellt wurde, der von allen zugänglich war. Es bestand auch eine Vorrichtung, in welche der Rechner eingeschlossen und mit einem Drahtseil verankert werden konnte, damit niemand das kostbare Gerät mitnehmen konnte.

HP-45

Der HP-45
Details...

Nach wenigen Monaten wurde dieser erste Rechner bereits von einem Nachfolgermodell ersetzt, dem HP-45, mit 45 Tasten und noch mehr Funktionen, die die Arbeit weiterhin erleichterten, so z.B. die direkte Umwandlung von Polar-Koordinaten in kartesische Koordinaten, die Verwendung unterschiedlicher Winkel-Einheiten, vier separate Speicher um errechnete Werte abzulegen, und einiges mehr. Von diesen wurden ganze 4 Stück angeschafft, welche im Normalfall in der Arbeits-Vorbereitung und der Programmier-Abteilung eingesetzt wurden, und nur während einem Programmierkurs im Schulungs-Raum zum Einsatz kamen.

Nachdem die Lochstreifen für ein Übungs-Beispiel erstellt wurden, bewegten sich all Teilnehmer des Kurses vom Schulungs-Raum in der 5. Etage in den Vorführ-Raum, wo eine einzige AGIECUT DEM-15 zur Verfügung stand. Einer nach dem anderen wurden dann die Lochstreifen im Trocken-Gang geprüft und aufgezeichnet, um anschließend im Schulungs-Raum entsprechend korrigiert zu werden. Dies war natürlich eine sehr aufwendige Angelegenheit, die viel Zeit in Anspruch nahm, und auch die normale Arbeit auf der einzigen Maschine unterbrach.

Die Weiterentwicklung der Draht-Führungen

Die Drahtführungen waren wohl die ersten Bestandteile, die verbessert wurden. Die Hartmetall-Stifte unterlagen sehr schnell einer Abnutzung, speziell wenn Hartmetall geschnitten wurde. Außerdem verschlissen die obern Führungen schneller, als die am unteren Führungsarm, der Draht transportierte winzige Metall-Partikel mit sich, die eine Abrasions-Wirkung hatten. 
Die erste Verbesserung, noch von G.W. und T.D. vorgeschlagen, bestand aus zwei Saphir-Stiften unterschiedlicher Länge aber absolut identischem Durchmesser, die an einem Ende eine äußerst präzis geschliffene 45° Abschrägung aufwiesen. Diese mussten an beiden Stiften absolut gleich sein, da sie zur Führung des Drahtes dienten, wenn sie aneinander gepresst wurden. Diese abgeschrägten Zylinder wurden in eine Messingröhre eingeführt, die eine Anfräsung aufwies, damit der Draht mit der Saphir-Führung in Kontakt kommen konnte. Die beiden Zylinder wurden mit einer Schraube zusammengepresst.
Die Stromzuführung blieb die gleiche, also ein Hartmetall-Stift, der außerhalb des Zentrums des Messing-Zylinders montiert war. Erst später kamen Führungen zum Einsatz, die aus Saphir-Segmenten bestanden, die ähnlich einem Kreis-Segment waren.

Die ersten Konik-Einrichtungen

Sehr bald wurde angefragt, ob die Konturen auch mit einer Konizität geschnitten werden könnten, damit die Stanz-Teile wie bei herkömmlich hergestellten Matrizen herausfallen würden. Dies war natürlich bei den ersten Anlagen nicht möglich, man konnte diese Einschränkung nur umgehen, indem die Matrize aus zwei Platten herstellte, eine mit dem Nominal-Maß und eine etwas größere, die anschließend miteinander verstiftet und verschraubt wurden. Dadurch wurde ein ähnlicher Effekt wie bei einer konischen Matrize erreicht, war aber nicht zufriedenstellend, da der Aufwand doch relativ groß war.
Die erste Vorrichtung, die eine geringe Konizität herstellte, bestand aus einem Zusatz-Gerät, welches über einen Exzenter mit einer kleinen Bohrung in der Saphir-Einlage den Draht an der oberen Führung mit hoher Geschwindigkeit "wirbelte" und dadurch einen Konus Schnitt. Dies brachte natürlich erheblich längere Erosions-Zeiten mit sich, da ja viel mehr Material abgetragen wurde. Das Resultat war auch nicht immer zufriedenstellend, speziell in Formen, die sehr kleine Radien enthielten.
Das Nachfolge-Modell dieser Einrichtung bestand aus einem ähnlichen Aufbau, der Exzenter war jedoch von einem Schrittmotor angetrieben, welcher von der NBY-15 Signale erhielt, um den Draht immer normal zur Kontur auszulenken. Dies war recht aufwendig und garantierte auch nicht das gewünschte Resultat.

Das Problem der konischen Schnitte wurde erst recht viel später gelöst, mit separaten Verfahr-Wegen für die unteren und oberen Drahtführungen in Bezug auf die programmierte zylindrische Bahn.

Weitere Entwicklungen der ersten DEM-15

Die ersten Verbesserungen wurden dann auch bei der Spülung angebracht, mit der ersten Koaxial-Spülung, die den Draht mit einem Wasserstrahl ummantelte und bessere Schneid-Verhältnisse schuf.

Für die Verbesserung der Oberflächen-Qualität wurde auch eine S-Box eingeführt, mit welcher die Intensität der Funken feiner gesteuert werden konnte. Verschiedene Versionen dieses Zusatzes wurden geschaffen, eine als Zusatz-Aufbau auf dem Draht-Antriebs-Gehäuse, die andere als Aufbau auf der Y-Achse, mit der Aufzeichen-Vorrichtung oben darauf montiert.

Nach einiger Zeit wurde auch verlangt, dass größere Werkstücke geschnitten werden könnten. Aus diesem Grund wurde eine neue Version der Maschine entwickelt, die DEM-15-30, welche Verfahrwege von 150 x 300 mm aufwies. Da an der Steuerung keine Veränderungen angebracht wurden, mussten also Inkremente, die länger als 166.65 mm (maximal im AGIECODE programmierbares Maß für X- und Y-Bewegungen) waren, musste dies mit zwei Steuersätzen durchgeführt werden.

An der NBY-15 Steuerung, im Zusammenhang mit neuen Schritt-Motoren, wurde nur eine einzige Verbesserung angebracht, die Erhöhung der Eingabe-Genauigkeit von 0.01 mm auf 0.002 mm und später auf 0.001 mm, mit speziellen Tricks die bei der Ansteuerung der Schritt-Motoren verwendet wurden. Ab diesem Zeitpunkt konnten auch Digital-Anzeigen montiert werden, mit welcher die Kontrolle des Programms und die Überwachung der Bearbeitung um einiges verbessert wurde.